Schwerpunkt C: Wissen und Empowerment

Der Schwerpunkt C des 3. Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention enhält Maßnahmen zu Wissen über Barrieren und Behinderungen und Empowerment von Menschen mit Behinderungen.

Schwerpunkt C

Grafik: aufgeschlagenes Buch aus weißen Linien auf hellblau-türkisem Hintergrund

Wissen

Menschen ohne Behinderungen wissen oft wenig über das Leben von Menschen mit Behinderungen. Sie können sich das Gefühl der Diskriminierung nicht vorstellen und wurden noch nie durch Barrieren ausgeschlossen. Vor allem über psychische Beeinträchtigungen ist wenig bekannt. Drei Maßnahmen geben Wissen über Barrieren und Behinderungen weiter:

Ziel:
Menschen, die bei der Stadt München arbeiten, können Schulungen zum Thema psychische Beeinträchtigungen und Suchterkrankungen besuchen.
Dadurch kennen sie sich gut aus, wenn sie selbst oder ihre Kolleg*innen krank werden. Außerdem verstehen sie Bürger*innen besser, die zu ihnen kommen und seelische Beeinträchtigungen oder Suchterkrankungen haben.

Maßnahme:
Für die Beschäftigten gibt es verschiedene Schulungen. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Suchterkrankungen sollen verstanden und nicht diskriminiert werden. Es geht dabei um drei Ziele:

  1. Entstigmatisierung, also Abwertung und Diskriminierung bekämpfen und die Krankheiten verstehen lernen
  2. Abbau von Barrieren, also vor allem mehr Zeit und Verständnis aufbringen
  3. Deeskalation, also bei Aggressionen und Streitigkeiten die Situation beruhigen.

Es geht nicht um einzelne Krankheitsbilder oder Diagnosen.

Kontakt:
Personal- und Organisationsreferat,
Servicecenter Personalentwicklung
personalentwicklung@muenchen.de

Ziel:
Bei der Münchner Volkshochschule (MVHS) läuft eine neue Veranstaltungsreihe. Das Thema sind psychische Beeinträchtigungen, psychische Gesundheit und Sucht-Erkrankungen.

Durch die Organisation und Gestaltung der Vortragsreihe werden Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Sucht-Erkrankungen sichtbar. Es finden Begegnungen statt. Vorurteile werden abgebaut.

Maßnahme:
Die MVHS bietet ab März 2026 Veranstaltungen zum Thema psychische Beeinträchtigungen, psychische Gesundheit und Sucht-Erkrankungen an. Die Vortragsreihe läuft vier Semester lang bis Herbst 2027. Im Rahmen der Veranstaltungen werden auch Organisationen, Selbsthilfe-Einrichtungen und Einrichtungen der Behindertenhilfe besucht. Die Veranstaltungen werden mit Expert*innen geplant, die selbst betroffen sind.

Kontakt:
Münchner Volkshochschule (MVHS)
Fachgebietsleitung Psychologie, Lernen und Gedächtnis
Programmbereich Mensch, Gesellschaft, Politik
info@mvhs.de

Ziel:
Taxifahrer*innen können besser mit Menschen mit Lernschwierigkeiten umgehen. Sie können angemessen reagieren, wenn Menschen mit Lernschwierigkeiten Probleme haben, zum Beispiel beim Zahlen. Taxifahrer*innen können auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hörbehinderungen gut eingehen. Sie leisten Hilfestellung, wo es notwendig ist.

Maßnahme:
Die Aus- und Fortbildung von Taxifahrer*innen wird ergänzt. Ein passender Umgang mit Menschen mit Lernschwierigkeiten und Menschen mit Hörbehinderungen wird vermittelt.

Die Taxifahrer*innen bekommen dadurch mehr Bewusstsein für die respektvolle Begegnung. Vorurteile werden abgebaut.

Kontakt:
Sozialreferat,
Koordinierungsbüro zur Umsetzung der
UN-Behindertenrechtskonvention
inklusion.soz@muenchen.de

Empowerment

Menschen mit Behinderungen müssen ihre Rechte kennen.
Sie müssen Mut fassen, sich zu wehren. Das ist mit dem Wort Empowerment gemeint. Drei Maßnahmen stärken die Selbstbestimmung von Menschen mit psychischen Erkrankungen:

Ziel:
Psychiatrie-Erfahrene haben eine Qualifizierung abgeschlossen.
Qualifizierung bedeutet so viel wie Weiterbildung. Damit sind sie bezahlte Fachkräfte im psychiatrischen System, so genannte EX-INKräfte.
EX-IN ist die englische Abkürzung für Experienced Involvement.
Es bedeutet so viel wie „Beteiligung Erfahrener“. EX-IN-Kräfte bringen ihre Erfahrung in Projekte ein. Zum einen können dies Projekte der Landeshauptstadt München sein. Zum anderen können dies Projekte von Institutionen sein, mit denen die Stadt zusammenarbeitet.
Die Selbstvertretung von Menschen mit seelischer Behinderung wird dadurch gefördert.

Maßnahme:
Die Landeshauptstadt München unterstützt die Qualifizierung von EX-IN-Genesungsbegleiter*innen. Sie erweitert deren Einsatzmöglichkeiten. Die Stadt bildet einen Pool von EX-IN-Kräften. Pool bedeutet so viel wie eine Gruppe von Menschen. Städtische Dienststellen und Institutionen können diesen Pool nutzen. Die EX-IN-Kräfte beraten und unterstützen die städtischen Dienststellen und Institutionen zum Thema Teilhabe von psychisch beeinträchtigten Menschen.

Die Bezahlung für den Einsatz von EX-IN-Kräften wird geregelt.

Kontakt:
Gesundheitsreferat,
Koordination für Psychiatrie und Suchthilfe
psychiatriekoordination.gsr@muenchen.de

Ziel:
Es gibt einen geeigneten Deutschkurs für zugewanderte und geflüchtete Menschen mit Lernschwierigkeiten. Der Kurs richtet sich auch an zugewanderte und geflüchtete Menschen mit psychischen oder seelischen Beeinträchtigungen.
Soziale Teilhabe und Integration werden gefördert. (Integration bedeutet, dass einzelne in die Gemeinschaft mit einbezogen werden.)
Die Teilnehmer*innen des Deutschkurses erkennen ihre Rechte auf Bildung, Arbeit und gesundheitliche Versorgung.

Maßnahme:
Es wird ein neuer Deutschkurs eingerichtet. Dafür wird ein spezieller Lehrplan entwickelt. So kann flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kurs-Teilnehmer*innen eingegangen werden.
Pro Kurs gibt es bis zu acht Teilnehmer*innen. In den Unterrichtsstunden sind zwei Fachkräfte anwesend: eine Fachkraft für Deutsch als Fremdsprache oder Zweitsprache und eine sonderpädagogische Fachkraft.

Der Lehrplan wird weiterentwickelt und auf nachfolgende Gruppen angepasst.

Kontakt:
Sozialreferat,
Migration, Integration, Teilhabe
ibz-sprache.soz@muenchen.de

Ziel:
Der ehrenamtliche Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München öffnet sich und entwickelt sich weiter. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen haben bessere Möglichkeiten, ihre Interessen zu vertreten. Sie nutzen den Münchner Behindertenbeirat als Plattform zur Verbesserung ihrer Lebenssituation. Die Interessen und Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen sind den politischen Vertreter*innen in München bekannt.

Maßnahme:
Der Behindertenbeirat entwickelt eine Willkommenskultur für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen. Er bezieht ihre Sichtweisen, ihr Wissen und ihre Bedürfnisse in seine Arbeit mit ein. Beiratsmitglieder eignen sich mehr Wissen zu den Themen psychische Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen an. Sie kontaktieren das Selbsthilfezentrum und die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe. Der Vorstand des Beirats trifft sich mit Selbsthilfe-Einrichtungen.

Wissen und neue Erkenntnisse zum Thema psychische Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen werden bei Vernetzungstreffen an andere Beiräte weitergegeben.

Kontakt:
Sozialreferat,
Geschäftsstelle Behindertenbeirat
behindertenbeirat.soz@muenchen.de

Selbstbestimmung

Drei Maßnahmen stärken die Selbstbestimmung von Menschen mit Lernschwierigkeiten:

Ziel:
Die Verkäufer*innen in Supermärkten kennen die Bedürfnisse von Kund*innen mit Lernschwierigkeiten. Sie können Menschen mit Behinderungen höflich und zuvorkommend unterstützen.
Menschen mit Lernschwierigkeiten können leichter selbstständig einkaufen. Dadurch wird auch das Selbstbewusstsein von Menschen mit Lernschwierigkeiten gestärkt.

Maßnahme:
Eine Arbeitsgruppe erforscht, welche Hindernisse es für Menschen mit Lernschwierigkeiten beim Einkaufen gibt. Diese Hindernisse werden genau beschrieben.

Es wird eine Supermarkt-Kette gesucht, die mit der Arbeitsgruppe zusammenarbeiten möchte. Gemeinsam werden gute Beispiele für die Praxis gesucht. Für offene Punkte und Probleme werden gemeinsam Lösungen erarbeitet.
Die Ergebnisse werden innerhalb und außerhalb der Supermarkt-Kette bekannt gemacht.

Kontakt:
Lebenshilfe Werkstatt
info@LHW-muc.de

Ziel:
Menschen mit Lernschwierigkeiten können ihre Bedürfnisse besser formulieren. Sie lernen Neinsagen und können sich besser abgrenzen.
Das gegenseitige Verständnis von Menschen mit Lernschwierigkeiten, ihren Angehörigen und Beschäftigten in Einrichtungen der Behindertenhilfe wird gefördert.
Die Lebensqualität von Menschen mit Lernschwierigkeiten verbessert sich.

Maßnahme:
Es wird ein Fachtag in Leichter Sprache veranstaltet. Der Fachtag richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, deren Angehörige und an Beschäftigte der Behindertenhilfe.
Dies können zum Beispiel Inhalte des Fachtags sein:

  • sich mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen
  • die eigenen Stärken erkennen
  • gewaltfrei miteinander sprechen
  • sich untereinander austauschen
  • Schlagfertigkeit lernen

Kontakt:
Sozialreferat,
Koordinierungsbüro zur Umsetzung der
UN-Behindertenrechtskonvention
inklusion.soz@muenchen.de

Ziel:
Menschen mit Lernschwierigkeiten können das Internet besser nutzen. Sie sind sicherer im Umgang damit.

Maßnahme:
Vieles kann man nur über das Internet herausfinden oder kaufen. Dies ist für Menschen mit Lernschwierigkeiten oft schwierig. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen und wünschen sich Hilfe.

Die Münchner Volkshochschule entwickelt Kurse zum sicheren Umgang mit dem Internet. Die Themen für die Kurse werden zusammen mit Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Die Veranstaltungen werden zwei Jahre lang angeboten.
Themen können zum Beispiel sein:

  • sicheres Einkaufen im Internet
  • Internet-Kriminalität
  • Online-Banking
  • Eintrittskarten im Internet kaufen oder bestellen

Kontakt:
Münchner Volkshochschule (MVHS)
Bereich barrierefrei lernen
barrierefrei-lernen@mvhs.de

Weitere Handlungsfelder des 3. Aktionsplans