Eine zentrale Rolle bei ableistischem Verhalten spielt die Bewertung. Es geht also darum, ob jemand etwas kann oder nicht. Oft wird davon ausgegangen, dass Menschen mit Behinderungen etwas in ihrem Leben wegen oder trotz ihrer Behinderung tun. Der Mensch wird aufgrund einer einseitigen Fokussierung auf seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten reduziert (Maskos, 2010).
Eine künstlich geschaffene Norm lässt eine körperliche Beeinträchtigung überhaupt erst zu einer Behinderung werden.
Die Fähigkeit, zu arbeiten entschied jahrhundertelang, ob jemand als behindert galt oder nicht. Bevor das Wort „Behinderung“ nach dem Zweiten Weltkrieg aufkam, sprach man von Invaliden. Invalide bedeutet so viel wie arbeitsunfähig (Maskos, 2010).
Auch gesellschaftliche Rollenerwartungen tragen zu ableistischem Verhalten bei. Es gibt Erwartungen, die beeinträchtigte Menschen nicht erfüllen können. Erst dadurch werden beeinträchtigte Menschen behindert.
Wie sehr das Urteil, ob jemand behindert ist oder nicht, von den gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen abhängt, wird anhand von Brillenträger*innen klar: Ohne eine Brille können Menschen mit starker Fehlsichtigkeit zum Teil schwer beeinträchtigt sein. Trotzdem wird in diesem Fall selten von einer Behinderung gesprochen. Eine Brille gilt als sehr verbreitetes Hilfsmittel und ist sozial hoch akzeptiert. Die Grenze, ab wann ein Mensch als behindert gilt, ist also flexibel und hängt von den gesellschaftlichen Maßstäben ab (Maskos, 2010).