Mit guten Gefühlen zuhören und miteinander sprechen

Jetzt gehört er zu den bereits umgesetzten Maßnahmen des 3. Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention: Der Fachtag „Gute Worte“.

Inklusive Veranstaltung mit inklusiven Lerninhalten

Foto: Menschen auf Stühlen sitzend von hinten fotografiert. Vorne stehen zwei Männer und eine Frau. Ein Mann hat beide Arme nach oben ausgestreckt.

Menschen mit Lernschwierigkeiten erleben im Alltag viele Diskriminierungen. Wenn sie mit einer Begleitung beim Arzt oder bei einer Behörde sind, wird häufig über ihren Kopf hinweg gesprochen. Sie werden am Gespräch nicht wirklich beteiligt. Das kann auch im Behindertenwohnheim oder in der Behindertenwerkstatt vorkommen.

Sind Menschen mit Lernschwierigkeiten alleine unterwegs, passiert es, dass sie geduzt werden oder mit ihnen wie mit einem Kleinkind kommuniziert wird.

Wie lässt sich das ändern? Dieser Frage ging der Fachtag „Gute Worte – mit guten Gefühlen zuhören und miteinander sprechen“ auf den Grund.

Der Fachtag ist eine Maßnahme des 3. Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Veranstaltet wurde er vom Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-BRK des Sozialreferats.

55 Teilnehmer*innen beschäftigten sich am 18. Oktober im Löhe-Haus in Neuhausen mit dem Thema „Wertschätzende Kommunikation stärken“.

Eingeladen waren Menschen mit Lernschwierigkeiten, deren Angehörige sowie Beschäftigte der Behindertenhilfe. In Workshops und durch von Schauspieler*innen eines Improvisationstheaters dargestellte Szenen erarbeiteten die Teilnehmer*innen zusammen, wo genau die Probleme liegen und was mögliche Lösungen sein könnten.

Foto: Auf einer Pinnwand sind viele bunte Karteikarten gepinnt.

Das waren die wichtigsten Ziele des Fachtags:

  • sich mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen
  • eigene Stärken erkennen
  • gewaltfrei sprechen lernen
  • Schlagfertigkeit lernen
  • Austausch

Korrekte Haltung gegenüber Menschen mit Lernschwierigkeiten:

  • offen und respektvoll sein
  • das Gegenüber ausreden lassen
  • sich Zeit nehmen
  • Wertschätzung gegenüber geäußerten Wünschen zeigen
  • offene Fragen stellen, keine Suggestiv-Fragen
  • Antworten des Gegenübers akzeptieren
  • vorab klären, ob geduzt oder gesiezt werden soll ⇒ die Einigung gilt dann für beide Seiten
  • keine körperlichen Berührungen, ohne zu fragen
  • Die Sprache mit Menschen mit Lernschwierigkeiten darf:
  • nicht hektisch und schnell sein
  • nicht kompliziert und voll schwerer Worte sein
  • nicht überfordernd sein
  • keine „Babysprache“ sein
  • nicht verletzend, beleidigend oder übergriffig sein

Das waren die Tipps für Menschen mit Lernschwierigkeiten bei Gesprächssituationen mit Ärzt*innen, Behördenmitarbeiter*innen, Beschäftigten von Behinderteneinrichtungen und anderen Menschen:

  • Mut haben und schlagfertig sein
  • sich mehr zutrauen, Selbstbewusstsein und Hartnäckigkeit zeigen
  • Emotionen zeigen, wenn Worte fehlen
  • Verantwortung übernehmen
  • Nein heißt Nein!
  • eigene Wünsche äußern

Zu guter Letzt:

Für Betreuer*innen, Fachkräfte und Eltern sei es nicht immer leicht ist, sich korrekt zu verhalten: Auch dieser Aspekt kam beim Fachtag in Diskussionen zur Sprache. Gründe dafür seien zum Beispiel Unkenntnis, Unsicherheit, Überforderung mit der Situation, Zeitmangel oder Überarbeitung und Personalmangel in den Behinderteneinrichtungen. Doch über Folgendes waren sich am Ende der Veranstaltung alle einig: Um so zu sprechen und sich zu verhalten, dass es für alle Beteiligten besser wird, braucht es Mut, Offenheit und Toleranz.