Das Thema „digitale Teilhabe“ bekommt immer mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur Internetseiten werden so gestaltet, dass sie von allen genutzt werden können. Immer öfter gibt es im Internet auch Informationen darüber, ob der Zugang zu einem Gebäude oder zu einer Veranstaltung barrierefrei ist. Dass ein Besuch dann aber trotzdem scheitert, kann zum Beispiel daran liegen, dass es keine Informationen zu barrierefreien Toiletten in der Umgebung gibt. Dazu Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Stadt München: „Wenn ich nicht weiß, dass eine barrierefreie Toilette vorhanden ist, komme ich nicht mit ins Schwimmbad, zum Leid meiner kleinen Tochter.“
Mit Unterstützung des IT-Referats der Stadt München entwickelt ein Team der Digital Product School (DPS) jetzt eine WC-Finder-App. Sie soll im Jahr 2022 online sein.
Mehr als 1.000 öffentliche und halböffentliche Toiletten gibt es in München und im Umland. Doch viele wissen nicht, wo diese sind. Seit September arbeitet eine fünfköpfige Gruppe der DPS daran, wie die nächstgelegene barrierefreie Toilette einfach mit dem Smartphone gefunden werden kann. An dem Projekt arbeiten auch der Behindertenbeirat der Stadt und der CBF München – Club Behinderter und ihrer Freunde e.V. mit.
Die App soll sich individuell an den Bedürfnissen orientieren und nicht strikt nach dem Ampelprinzip funktionieren – also nicht nach dem Motto „bei Grün barrierefrei, bei Rot nicht“. Hintergrund: Mit den unterschiedlichen Arten von Bedarfen unterscheiden sich auch die Anforderungen an eine Toilette. Ein blinder Mensch benötigt eine andere Ausstattung, als ein Mensch im Rollstuhl. Für einen Rollstuhlfahrer ist es wichtig, zu wissen, ob WC-Bügel vorhanden sind. Wenn ein Kind aufs WC begleitet wird, stellt sich die Frage, ob genügend Platz ist. Die Rampensteigung vor der Toilette kann für den einen Menschen mit Mobilitätseinschränkung zu steil sein. Die Türbreite kann für eine andere Person zu schmal sein.
Neben der Berücksichtigung der unterschiedlichen Anforderungen wird bei der App großer Wert darauf gelegt, die WC-Suche visuell und auditiv nach den Anforderungen für barrierefreie Informationen zu unterstützen. So soll der Alltag der Münchnerinnen und Münchner vereinfacht werden. Ziel ist, dass eine Toilette innerhalb von 15 Minuten erreicht werden kann. Damit ist die Entwicklung des digitalen WC-Finders in München ein weiterer Schritt zu einer Smart City.
Die DPS ist ein internationales Programm, das digitale Produkte und Lösungen schafft. In interdisziplinären Teams aus Ingenieuren, Betriebswirten und Designern werden zusammen Probleme gelöst.