„Praktikanten-Blog“ im Koordinierungsbüro

Als mein Professor an der Hochschule mich fragte, in welchem Bereich der Stadt ich denn mein Praktikum absolviere, musste ich erst mal schlucken. Würde ich den Namen rauskriegen ohne mir dabei die Zunge zu verknoten? Also gab ich ihm die ellenlange Antwort und sagte zu ihm: „Ich arbeite im Sozialreferat, Amt für Soziale Sicherung, Abteilung Pflege und Inklusion, Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.“ Scherzhaft fragten mich daraufhin einige Kommilitonen, ob man sich das mit der Zeit merken kann oder auswendig lernen muss.

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Simon Haas

Mit der Zeit versucht man sich natürlich so viel wie möglich zu merken. Trotzdem sind die ersten Tage an einer neuen Dienststelle für Praktikanten nicht leicht. Neue Kolleginnen und Kollegen, eine neue Umgebung und neue Themen mit denen man sich auseinandersetzen muss. Zugegeben, ich hatte zuvor noch nie etwas von einem Aktionsplan zur Umsetzung der UN-BRK gehört. Ebenso wenig von einem Arbeitgeberassistenzmodell. Und was bitte schön bedeutet denn Inklusion? Gibt es da vielleicht etwas umsonst? Alles Themen über die ich in meinem Leben noch nie gestolpert bin.

Mittlerweile verstehe ich natürlich was Inklusion bedeutet. Und es ist gemein, dass in der heutigen Zeit nicht alle Menschen gleichberechtigt leben können oder immer noch ausgegrenzt werden. Die wenigsten Leute setzen sich mit Themen wie „Behinderung“ auseinander, wenn sie selbst nicht betroffen sind. Bei mir war das ja nicht anders.

Wenn ich jetzt auf meine Schullaufbahn zurückblicke, finde ich es schade, nie mit Menschen mit Behinderung in Kontakt gekommen zu sein. Der Grund ist einfach. Es gab sie einfach nicht an den Schulen die ich besucht habe. Und wo, wenn nicht an der Schule entstehen Freundschaften und ein selbstverständlicher Umgang untereinander. Für die Zukunft hoffe ich daher, dass sich in diesem Bereich möglichst schnell etwas tut. Kein Mensch würde mehr in Diskotheken Witze über Rollstuhlfahrer reißen, wie ich es selbst schon erlebt habe. Auch Quoten über die Einstellung von Menschen mit Behinderung bräuchte keiner mehr führen, wenn das Zusammenleben schon von Kindheit an selbstverständlich wäre.

Selbstverständlich ist ein gutes Stichwort. Auch ich glaube, dass in den nächsten 6 Monaten einiges selbstverständlicher wird für mich und ich bei Inklusion nicht mehr an „All inclusive“-Essen in Hotelbunkern denken muss.

Über mich:
Dieser Blog dreht sich um den Alltag eines Praktikanten im Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Dabei setzt sich der Praktikant Simon unter anderem mit verschiedenen Schwierigkeiten rund um das Thema Behinderung auseinander.