Am Montag, 15. April, wird der Öffentlichkeit ein Erinnerungszeichen für Wilhelm Gögel übergeben. Der Termin findet um 16 Uhr in Sendling in der Aberlestraße 42 statt. Stadtrat David Süß von der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste spricht in Vertretung des Oberbürgermeisters. Es folgen Redebeiträge von Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, Dr. Sibylle von Tiedemann von der Gedenkinitiative für die „Euthanasie“-Opfer sowie von Trudy Creighton und Willi Kramer. Creighton und Kramer haben als Familienangehörige das Erinnerungszeichen initiiert.
Wilhelm Gögel, genannt Willi, wurde am 1. November 1932 in München geboren. Er lebte mit seiner Mutter in der Aberlestraße 42. Tagsüber ging seine alleinerziehende Mutter arbeiten und Willi wurde von seiner Großmutter betreut. Eine Schule konnte er aufgrund seiner Behinderung nicht besuchen. Willi galt für das NS-Regime als „nicht bildungsfähig“ und wurde im Oktober 1942 in die „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar eingewiesen. Am 15. April 1943 wurde er mit überdosierten Medikamenten ermordet.
Wilhelm Gögels Cousine Trudy Creighton hat im vergangenen Jahr ein Erinnerungszeichen für ihn beantragt. Sie hatte als Kind gespürt, dass etwas Unvorstellbares geschehen sein musste. Erst als sie 2017 das Familiengrab übernommen hat, erfuhr sie aus den Friedhofsunterlagen, dass auch ihr Cousin im Familiengrab beigesetzt worden war. Niemand hatte davon gesprochen, obwohl die Verwandten unzählige Male gemeinsam an diesem Grab standen.
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.erinnerungszeichen.de und map.erinnerungszeichen.de.